Giacomo Puccini, der Frauenversteher – zum 100. Todestag
Gerhard-Marcks-Haus
Am Wall 208
Bremen
Giacomo Puccini, der Frauenversteher – zum 100. Todestag
von Dr. phil. Sabine Sonntag, Hannover
Hat Puccini die Frauen wirklich verstanden? Diejenigen in seinem Privatleben wahrscheinlich nicht, aber seine Bühnenfiguren Mimì, Tosca und Madama Butterfly auf jeden Fall. Die Frauen in der Oper des 19. Jahrhunderts waren allesamt Opfer einer männlich dominierten Gesellschaft. In ihren Arien ging es um den Verlust des Geliebten oder um das Dilemma, sich zwischen Geliebtem und dem Vater entscheiden zu müssen.
Giacomo Puccini holte die Frauenfiguren an der Wende zum 20. Jahrhundert aus ihrem Schattendasein heraus und gab ihnen eine neue Stimme. Plötzlich war die Frau selbst jemand, sie war berufstätig und musste für sich einstehen – wie der Prototyp Mimì in „La Bohème“. Sie verdient ihr Geld als Stickerin, aber sie ist krank – das ist ihr Dilemma. Und hier setzt Puccini an, lässt die männlichen Helden über sich hinauswachsen. Hatten sie sich früher mit dem Vaterland beschäftigt und für Ehre und Rache gekämpft, so kämpfen sie nun für die geliebte Frau und deren Wohlergehen. Das war absolut neu!
Dr. phil. Sabine Sonntag, Opernregisseurin und Musikwissenschaftlerin aus Hannover, porträtiert einige weibliche Opernfiguren Puccinis, dessen 100. Todestag im Jahr 2024 den Komponisten aus der Toskana neu ins Rampenlicht stellt.