Goliarda Sapienza „Die Kunst der Freude“
Universität Münster
Festsaal
Schloßplatz 5
Münster
Goliarda Sapienza „Die Kunst der Freude“
von Ute Wenzel und Rüdiger Stiebitz
Der Jahrhundertroman, „Die Kunst der Freude“, das monumentale Meisterwerk der sizilianischen Schriftstellerin Goliarda Sapienza (1924-96), musste zwanzig Jahre bis zur Entdeckung im neuen Jahrhundert warten. Sie wäre nun 100 Jahre alt geworden.
Der Roman war ein "Naturereignis" so verstörend wie sinnlich. Alles so unerhört frei. Es ist ein Roman über ein Leben voller Lust, Gewalt und Politik. Eine Frauenfigur mit dem ironischen Namen Modesta („Bescheidenheit“) im Jahre 1900 geboren, die bereits als kleines Mädchen ihre Lust erkundet und von einem Mann, der vorgibt, ihr Vater zu sein, vergewaltigt wird, dann Mutter und Schwester verbrennt, Frauen wie Männer liebt, ist zu skandalös gewesen.
Sie ist die große Verkannte der italienischen Litaratur aus Gründen, die sowohl mit dem Text als auch mit dem Geschlecht der Autorin zu tun hatten.
Der Roman wurde im neuen Jahrtausend zum Kultroman der italienischen Frauen. Die Autorin ist eine völlig unideologische Feministin und Anarchokommunistin. Ihr Leben war so abenteuerlich wie ein Roman. Das zeigt ein französischer Dokumentarfilm auf arte, der im Mittelpunkt des Vortrags steht.
Beide Eltern waren berühmte Vorkämpfer der sozialistischen Bewegung in Italien und so wurde sie frei von sozialen Verpflichtungen erzogen. Sie besuchte keine Schule, sie sollte frei von Zwängen und faschistischen Einflüssen aufwachsen. Von 1967 bis 1976 arbeitet sie an ihrem großen Roman "Die Kunst der Freude", verarmte dabei vollkommen und beging einen Diebstahl, der sie in das römische Frauengefängnis Rebibbia brachte.