Tizian und das goldene Zeitalter venezianischer Malerei

Stadtbibliothek Bielefeld in Kooperation mit der Deutsch-Italienischen Gesellschaft Bielefeld.

Italienische Kolonialarchitektur in Afrika und die Rolle indigener Bautraditionen

Einführung: Dr. Jürgen Charnitzky "Chronik der italienischen Kolonialherrschaft in Afrika (1885-1943)"

Das italienische Potsdam. Friedrich II. und die Erfindung (s)einer Stadt

Nach dem Vorbild absolutistischer Herrscher läßt Friedrich II Sanssouci als eine „Maison de Plaisance“ bauen. Schon durch den hereingeholten Süden des terrassierten Weinbergs übertrifft dieses „Lustschloß“ seine Vorbilder an Eleganz. August der Starke ließ in Dresden um Frauenkirche, Neumarkt und Zwinger herum von italienischen Künstlern und Handwerkern seinen gebauten Musenhof von „Elbflorenz“ entstehen.

Mit Friedrich II beginnt Berlin mit dem Forum Fredericianum als Residenzplatz unter den Linden, den Ruf vom „Spreeathen“ statt „Spreesparta“ zu erwerben. Friedrich II versammelte in der Tafelrunde von Sanssouci die Philosophen der Aufklärung allen voran Voltaire. Der hatte Friedrich schon als Kronprinzen auf Schloß Rheinsberg mit Francesco Algarotti bekannt gemacht, einem Philosophen der Aufklärung, erfolgreichen Autor und kosmopolitischem Netzwerker aus Venedig. Algarotti war für Friedrich zugleich die große Liebe seines Lebens. Er genoß größere Freiheiten als alle anderen Philosophen der Runde. Eines Tages schreibt er Friedrich aus Venedig, er „würde gerne Palladio in Potsdam gebaut sehen“. Das geschieht dann mit dem Bauensemble des Alten Marktes, der Potsdamer Mitte, nach italienischen Vorbildern. Friedrich II wird so zum Bauherren und Künstler. Der stand zu lange im Bewußtsein der Deitschen im Schatten des preußischen Soldaten und Feldherren.

Wer ist Palladio ? Nicht zuletzt durch seine „Quattro Libri dell’Architettura“ wird er zum folgenreichsten Architekten der Baugeschichte bis hin zum Weißen Haus in der englischen Kolonie Amerika. Algarotti, der vielgereiste große Kulturvermittler hatte im Chiswick House von Lord Burlington in England, einem Nachbau der Villa Rotonda von Palladio, Lady Montagu kennengelernt. Die war nicht nur mit ihren „Briefen aus der Türkei“ bereits zur Berühmtheit in England geworden, hatte Schriftstellern wie Alexander Pope den Kopf verdreht. Mit ihrem Zirkel von Frauen wurde sie von ihm als „Sapho“ geschildert. Für Lord Byron wurde sie später zur Inspiration seines Romans „Don Juan“. Mit 48 Jahren verliebt sie sich in den schönen halb so alten Algarotti. In Venedig bringen sie das Geld durch. - Algarotti wendet sich selbstbewußt an den König und Freund Friedrich, er solle bitte seine Schulden mit Lady Montagu bezahlen. Das Alles wäre nur eine frivole Hintertreppengeschichte um Eros von Herrn und Diener, um eine Mätresse Friedrichs in einem „männlichen Körper“, wäre dieser Philosoph Algarotti nicht der Ideengeber des Italienischen Potsdams und Lady Montagu nicht eine frühe Celebrity der Emanzipation.
Mit oft fassadenhaften Nachbauten läßt Friedrich II eine imponierende Piazza entstehen. Von Casanova bis Goethe ist Europa zu Gast an diesem Musenhof und lernt das gebaute Ensemble ansonsten als Veduta in Stichen kennen.

Im 2. Weltkrieg wird Potsdam als Symbol des preußischen Militarismus bombardiert. Was von der Potsdamer Mitte stehen blieb wurde von der DDR abgeräumt, so radikal bis hin zur Verwischung des Grundrisses an Parzellen. Eine Unkrautbrache ließ die Erinnerung an das Italienische Potsdam versinken und vergessen.

Nach der Zeitenwende von 1990 lebt die ganze Pracht wieder auf. Gegen alle Widerstände setzt sich die Rekonstruktion durch. Heute ist sie durch den Palazzo Barberini als Museumsbau berühmt. Der übertrifft mit seiner Lage und Terrasse am Ufer der
Havel sein Vorbild in Rom. Touristen erleben heute den hereingeholten Süden des Platzes als italienische „sfera pubblica“ mit Gastronomie.

Deutsche Partisanen. Widerstandskämpfer im besetzten Italien

Der 25. April 2025 markiert in Italien den 80. Jahrestag der Befreiung vom Nazifaschismus. Auch aus deutscher Sicht gibt es gute Gründe, an diesen Tag zu erinnern. Denn es gab Deutsche – Soldaten der Wehrmacht – die sich in Italien dem Faschismus widersetzt haben. Einige Dutzend, vielleicht Hunderte, desertierten, schlossen sich den Partisanen an und kämpften an deren Seite gegen SS und Mussolini-Regime.

Rudolf Jacobs, Walter Fischer, Heinz Riedt - drei von mehren hundert, vielleicht tausend Deutschen, die in Italien im 2. Weltkrieg die Resistenza verstärkt haben und gegen die deutsche  Wehrmacht, gegen SS und die italienische Faschisten kämpften. Die meisten kamen als Soldaten, desertierten und wurden Partisanen. Ihre Geschichte wurde nach Ende des Krieges in Westdeutschland verdrängt und vergessen und auch in Ostduetschland weitgehend ignoriert oder instrumentalisiert.

In Zusammenarbeit mit Das Erich Kästner Haus für Literatur.

Die neue italienische Mobilität in Deutschland: nur eine andere Form der Emigration?

Die Porträtfotografien von Vincenzo Grauso zeigen Italiener:innen, die ihr Heimatland verlassen haben und als neue Generation von Migrantinnen und Migranten
seit 2000 in Deutschland leben. Grauso forscht mit seiner fotografischen Studie nach, welche Erfahrungen sie in Deutschland machen, was die Abwanderung für Italien und Deutschland bedeutet.

Nur ein Ragù? Bologna (“la dotta, la grassa, la rossa”) und seine Umgebung

Bologna, Ferrara, vermutlich auch andere Städte in der Umgebung sind einige Ziele unserer nächsten Studienreise im Oktober 2026.

Dott. Cesare Ghilardelli (Italienisches Kulturinstitut Stuttgart, Vorsitzender des Freundeskreises der Emilia Romagna in Stuttgart) wird uns mit seinem Vortrag, mit
seinen Kenntnissen und mit seiner Leidenschaft für Musik und Oper, auf diese Reise einstimmen.

Paduas Glanzzeit in der Frührenaissance

Padua, bekannt als Stadt des Heiligen Antonius, war bereits in der Frühzeit der Renaissance eine der prächtigsten Städte des florierenden Italiens. Die Arena-Kapelle mit dem Freskenzyklus von Giotto ist nur einer von vielen Mosaiksteinen wie dem Palazzo della Ragione, der Reggia Carrarese, dem Baptisterium, den Oratorien von San Giorgio und San Michele oder dem geheimnisvollen Torre dell’Orologio. Die Freskenzyklen aus dieser Zeit sind heute Weltkulturerbe, und auch Donatello, Andrea da Mantegna und Tizian haben hier prägend gewirkt. Petrarca wählte Padua zu seinem Wohnsitz und hat seine literarischen Spuren hinterlassen. Engert führt gewohnt versiert und fundiert ein in die Prachtentfaltung unter den herrschenden Carrara, die die Kunst an ihrem Hofe beispielhaft förderten, beleuchtet Architektur, Malerei, Literatur und Gesellschaft, aber auch das damalige Alltagsleben.

Dr. Klaus Engert, geboren 1964 in Würzburg, widmete sich bereits im Studium u.a. an der Universität Bologna bei Umberto Eco der italienischen Sprache, Geschichte und Kunstgeschichte und der italienischen Kultur des 14. Jahrhunderts. 2019 erschien seine Dante-Biographie, 2022 seine Boccaccio-Biographie und 2024 seine Petrarca-Biographie. Er ist Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland.

Italien erwandern

Gemeinsam mit einem süditalienischen Koch wandert der Münchner Reisebuchautor Thomas Bauer 500 Kilometer auf Franz von Assisis Spuren von Florenz nach Rom. In der Toskana biegen die beiden dutzendfach falsch ab, bei Gubbio landen sie in den Armen einer umbrischen "mamma". Unterwegs entlocken Bruno und Thomas energischen Damen, flinken Kellnern und reizenden Mädchen die besten Geschichten und Kochrezepte aus Nord- und Mittelitalien. Denn am besten lernt man seine Gastgeber kennen, wenn man mit ihnen isst. Sie alle tragen bei zu dieser Geschichte eines ungewöhnlichen Pilgerwegs, die gewürzt ist mit markanten Erlebnissen, unverhofften Begegnungen und einer Extraportion Witz.

Ein Stück Italien. Ein moderner Reisebericht. Und die Geschichte einer deutsch-italienischen Freundschaft.

Bruno ist Süditaliener. Mit zwanzig folgte er einer Schönheit aus Cuxhaven nach Deutschland und blieb in München hängen, wo er die Kantine des Goethe-Instituts leitete. Er singt gerne und laut, besonders wenn es bergauf geht, kennt alle Kräuter am Wegrand und außerdem das beste Rezept für Tagliatelle.

Thomas stammt aus Stuttgart und arbeitet für das Goethe-Institut in München, in dem Bruno kocht. Er hat die Welt bereist und darüber geschrieben. Von Italien ist er fasziniert, seit er mit fünf Jahren das erste Mal Tiramisu probiert hat. Seither kommt er möglichst jedes Jahr zurück.

Am 26.09.2025, seinem Geburtstag, präsentiert Thomas Bauer die Höhepunkte seiner Wanderung durch Italien, berichtet von lehrreichen Irrwegen und urkomischen Begegnungen. Seine Reisebilder werden dabei mit Live-Musik untermalt. Lernen Sie Italien ganz neu und anders kennen!

Mit freundlicher Unterstützung von Die Sparkasse Bremen.

Die Welfen und der Carnevale veneziano

Die welfischen Herzöge Georg Wilhelm (1624-1705), Johann Friedrich (1625-1679) und Ernst August (1629-1698) reisten gerne zum Karneval nach Venedig, denn sie meinten, sie müssten erst einmal die Vergnügen dieser Welt kennen lernen, bevor sie auf Schlachtfeldern oder in muffigen Amtsstuben ihrer Berufung nachgehen sollten. Für 1600 Dukaten im Jahr hatten die Brüder den Palazzo Foscari am Canal Grande gemietet. 1679, auf der 5. Venedigreise, waren z.B. 93 Mitreisende mit 109 Pferden und Maultieren unterwegs. Von Januar bis August 1686 fand die letzte Reise statt, denn der hannoversche Hofkämmerer und Ernst Augusts Frau Sophie befürworteten einen Opernbau in Hannover, der dem Land letztlich viel Geld sparen sollte, weil er den Herzog von seinen ruinösen Reisen nach Italien abhielt.

Irmgard Bogenstahl ist ehemaliges Vorstandsmitglied der DIK und seit 1990 als Diplom-Pädagogin in der Erwachsenenbildung tätig.

Die Resistenza und ihr Nachleben in der italienischen Republik – 80 Jahre später

Die italienische Resistenza bezeichnet die Gesamtheit der politischen und militärischen Bewegungen, die sich nach dem Waffenstillstand von Cassibile in Italien im Rahmen des Befreiungskriegs formierten.

Der Vortrag zeichnet die verschiedenen Etappen des Entstehungsprozesses des Partisanenkampfes gegen die deutsche Besatzung und das faschistische Regime sowie deren unterschiedliche Trägergruppen nach. Darüber hinaus behandelt er die historische Erforschung der Resistenza und thematisiert auch deren politisches Nachleben. Er setzt sich schließlich mit der Frage auseinander, welche Bedeutung die Resistenza heute noch für das politische Selbstverständnis der italienischen Demokratie hat.

Stefan Laffin ist Quidde-Fellow am Deutschen Historischen Institut in Rom. Zuvor forschte und lehrte er an den Universitäten Bielefeld und Hannover. Stipendien führten ihn außerdem an deutsche, italienische und US-amerikanische Institutionen. Seine Publikationen kreisen um Themen der Besatzungsgeschichte, der Wissenschaftsgeschichte sowie dem transnationalen Faschismus und der Food History.