Puccini. Der Frauenversteher
Um das Privatleben des gutaussehenden Maestro ranken sich die wildesten Spekulationen: Mit wem hatte er eine Affäre, mit wem nicht? Ein „Frauenversteher“ im Sinne eines einfühlsamen Softies war er sicher nicht, aber er hat dennoch die Frauenseele verstanden wie kaum ein Musiker vor ihm. Davon zeugen Puccinis Opern: Ob Manon, Mimi, Butterfly, Minnie oder die Komplementär-Gestalten Liù und
Turandot - Puccinis Interesse galt der Seele der Frauen, ihrer Opferbereitschaft und ihrer Opferrolle. Und es galt der sozialen Situation
dieser Menschen – das war neu! Die arbeitende Frau, die an ihrer Umwelt erkrankte Frau, dafür hat Puccini ergreifende Musik gefunden.
Wie sie gemacht ist, mit welchen Mitteln also Puccini seine Frauenportraits erschaffen hat, darum geht es in diesem Vortrag.
Veranstaltung der Mozart-Gesellschaft in Kooperation mit der DIG Hildesheim.
Die deutschitalienischen Beziehungen im Spiegel der Dokumente des Politischen Archivs des Auswärtigen Amts
Der Vortrag thematisiert und bebildert die lange gemeinsame Geschichte Deutschlands und Italiens seit der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in unsere Tage. Die beiden Länder sind seit der Zeit ihrer parallelen Nationalstaatsgründungen in kultureller, wirtschaftlicher und politischer Hinsicht eng verflochten. Daneben stehen die Jahre des italienischen Faschismus und der deutschen Verbrechen im Zweiten
Weltkrieg. Weitsichtige italienische und deutsche Politiker haben in der Zeit danach an die älteren Traditionen anzuknüpfen gewusst.
Heute sind die deutsch-italienischen Beziehungen von einer intensiven Zusammenarbeit geprägt, die alle politischen und sozialen Dimensionen umfasst. Fragen der Migration, des Klimawandels und der digitalen Transformation fordern beide Länder heraus, gleichzeitig bieten sie aber auch Chancen für eine vertiefte Kooperation.
Napoli, la città dai mille volti – Die vielen Gesichter der Gegend zwischen Neapel und Caserta
Francesco Diana (Psychologe und Lehrer) berichtet darüber, wie in der Provinz Caserta beschlagnahmte Mafia-Güter in Gemeinwohlprojekte umgewandelt werden und Arbeitsplätze entstehen. Es geht auch um die Förderung eines neuen Bewusstseins für bürgerschaftliches Engagement. Der lokale Storyteller und Graphic Designer Mario Civitaquale informiert über das partizipative Öko-Museum "MOSS" von Scampia.
Einführung und Übersetzung: Lara Baier (Dolmetscherin, Übersetzerin und Inhaberin des Sprachinstitutes: „Die Sprachenschule im Kreuzviertel")
Musikalische Begleitung: Alessandro Palmitessa und Cosimo Erario (Köln)
Goliarda Sapienza „Die Kunst der Freude“
Der Jahrhundertroman, „Die Kunst der Freude“, das monumentale Meisterwerk der sizilianischen Schriftstellerin Goliarda Sapienza (1924-96), musste zwanzig Jahre bis zur Entdeckung im neuen Jahrhundert warten. Sie wäre nun 100 Jahre alt geworden.
Der Roman war ein "Naturereignis" so verstörend wie sinnlich. Alles so unerhört frei. Es ist ein Roman über ein Leben voller Lust, Gewalt und Politik. Eine Frauenfigur mit dem ironischen Namen Modesta („Bescheidenheit“) im Jahre 1900 geboren, die bereits als kleines Mädchen ihre Lust erkundet und von einem Mann, der vorgibt, ihr Vater zu sein, vergewaltigt wird, dann Mutter und Schwester verbrennt, Frauen wie Männer liebt, ist zu skandalös gewesen.
Sie ist die große Verkannte der italienischen Litaratur aus Gründen, die sowohl mit dem Text als auch mit dem Geschlecht der Autorin zu tun hatten.
Der Roman wurde im neuen Jahrtausend zum Kultroman der italienischen Frauen. Die Autorin ist eine völlig unideologische Feministin und Anarchokommunistin. Ihr Leben war so abenteuerlich wie ein Roman. Das zeigt ein französischer Dokumentarfilm auf arte, der im Mittelpunkt des Vortrags steht.
Beide Eltern waren berühmte Vorkämpfer der sozialistischen Bewegung in Italien und so wurde sie frei von sozialen Verpflichtungen erzogen. Sie besuchte keine Schule, sie sollte frei von Zwängen und faschistischen Einflüssen aufwachsen. Von 1967 bis 1976 arbeitet sie an ihrem großen Roman "Die Kunst der Freude", verarmte dabei vollkommen und beging einen Diebstahl, der sie in das römische Frauengefängnis Rebibbia brachte.
Giacomo Puccini, der Frauenversteher
„Hat Puccini die Frauen wirklich verstanden? Diejenigen in seinem Privatleben wahrscheinlich nicht, aber seine Bühnenfiguren Mimì, Tosca und Madame Butterfly auf jeden Fall. Die Frauen in der Oper des 19. Jahrhunderts waren allesamt Opfer einer männlich dominierten Gesellschaft. In ihren Arien ging es um den Verlust des Geliebten oder um das Dilemma, sich zwischen Geliebtem und dem Vater entscheiden zu müssen.
Giacomo Puccini holte die Frauenfiguren an der Wende zum 20. Jahrhundert aus ihrem Schattendasein heraus und gab ihnen eine neue Stimme. Plötzlich war die Frau selbst jemand, sie war berufstätig und musste für sich einstehen – wie der Prototyp Mimì in „La Bohème“. Sie verdient ihr Geld als Stickerin, aber sie ist krank – das ist ihr Dilemma. Und hier setzt Puccini an, lässt die männlichen Helden über sich hinauswachsen. Hatten sie sich früher nur mit dem Vaterland beschäftigt und für Ehre und Rache gekämpft, so kämpfen sie nun für die geliebte Frau und deren Wohlergehen. Das war absolut neu!“
Dr. phil. Sabine Sonntag, Opernregisseurin und Musikwissenschaftlerin aus Hannover, porträtiert Puccini und dessen Werke, wie immer natürlich mit vielen Musik- und Videobeispielen.
Eine italienische Stil-Ikone in der Welt: Die erfolgreiche Geschichte der Vespa
In diesem Jahr wird das Jubiläum des Unternehmers Enrico Piaggio (1905-1955), der einen entscheidenden Einfluss auf die Erfindung der „Vespa“ ausübte, gefeiert. Nach einigen Entwürfe schon während der Kriegsjahre wurde das berühmte Scooter gerade in den Jahren 1945 – 46 vermarktet. Es wurde bald ein internationaler Erfolg, der sich auch in berühmten Film widerspiegelt. Die „Vespa“, die nicht selten auch für abentuerliche Reise benutzt wurde, hat sich in ihrer langen Geschichte erneuert und noch heute hat eine vielversprechende Zukunft vor sich.
Binnenwanderung und Immigration: Veränderungen der italienischen Bevölkerungsstruktur
In den 50er, 60er und 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts wanderten viele Familien innerhalb Italiens von den Regionen im Nord-Osten und im Süden vor allem in die Großstädte des sich rasch industrialisierenden Nord-Westen. Dreißig Jahre später, ab den 90er Jahren, gibt es auch in Italien eine wachsende Immigration aus Ländern Afrikas, Asiens und Südamerikas.
Das alles hat die Bevölkerung verändert und die Gesellschaft geöffnet, aber es sind dabei auch Probleme entstanden, die nicht immer leicht zu lösen sind.
Neue Tendenzen in der italienischen Literatur: Der Literaturpreis "Premio Strega 2025"
Der Literaturpreis “Strega” ist der wichtigste in Italien. Der Sieger des Preises wird von einer Jury, an dem auch einige Italienische Kulturinstitute in der ganzen Welt teilnehmen, gewählt. Unter diesen Instituten war und ist in den letzten Jahren auch das Italienische Kulturinstitut in Stuttgart vertreten. Die Vorstellung der Bücher, die das Finale erreichen, ist fast schon eine Kult-Veranstaltung in Karlsruhe geworden. Sie bietet auch die Gelegenheit, die besondere Geschichte des „Liquore Strega“ zu kennen. Der herrliche Kontext der Landesbibliothek verleiht in diesem Jahr noch mehr Bedeutung an diesem Treffen.
Dott. Giuseppe Restuccia, Leiter des Italienischen Kulturinstituts Stuttgart im Gespräch mit Prof. Aldo Venturelli (DIG-Karlsruhe)