Con gusto. Die kulinarische Geschichte der Italiensehnsucht
Wer zu Goethes Zeiten nach Italien reiste, suchte Augenlust, nicht Gaumenschmaus. Über Jahrhunderte hinweg galt die italienische Küche den Besuchern aus dem Norden als ungenießbar und gesundheitsschädlich: Maccaroni? Ekles Wurmgewinde! Pizza? Unverdauliches Fladenbrot! Und gar Meerspinnen oder Polypen? Pfui, wer kann so etwas essen wollen!
Lang hat es gedauert, bis Neugier den fremden Geschmack zum vertrauten werden ließ. Zuerst exportierten wandernde »Zitronenmänner« und »Pomeranzengänger« die Südfrüchte in den Norden. Später brachten die Eisdielen den Duft des Südens. Mit der italienischen Einwanderung in den Siebziger Jahren begann der Siegeszug der Pizza. Und aus dem »Ristorante Italiano«, das die deutschen Massentouristen an der Adria schüchtern betraten, wurde der heimische »Lieblingsitaliener«, der längst die Eck- oder Dorfkneipe ersetzt hatte. Mit der Mittelmeerdiät (von der UNESCO 2010 zum immateriellen Weltkulturerbe erklärt) verband sich der Traum vom guten Leben endgültig mit dem Geschmack des Mediterranen.
Dieter Richter erzählt – wie immer kulinarisch und mit großer Kennerschaft – die Kulturgeschichte einer Begegnung: Wie die italienische Küche in den Norden kam und zur Zauberformel des guten Lebens wurde. Von Goethes Italienreise bis zur Mittelmeerdiät.
Erfolgreicher Unternehmer, Lebemann, Kommunist und womöglich Terrorist: Das schillernde Leben des Verlegers Giacomo Feltrinelli
Im Leben des Gründers des Verlagshauses Feltrinelli spiegeln sich zentrale Aspekte der Wirtschafts- und Gesellschaftsgeschichte Italiens nach dem Zweiten Weltkrieg: Das Wirtschaftswunder und die rasante Modernisierung des Landes mit der Metropole Mailand als heimlicher Hauptstadt, das Erstarken der Kommunistischen Partei und ihre Anziehungskraft auf Intellektuelle und Kulturschaffende, die Studenten- und Arbeiterbewegung der sechziger Jahre und schließlich der Beginn der „Bleiernen Jahre“ in den Siebzigern.
Als Spross einer der reichsten Mailänder Familien gründete Feltrinelli den dezidiert linken Verlag gleichen Namens und trat der Kommunistischen Partei bei, brachte Welterfolge wie „Doktor Schiwago“ und „Der Leopard“ heraus und wurde deshalb von der kommunistischen Orthodoxie scheel angesehen. Er driftete weiter nach links, verschwand im
Untergrund und starb schließlich am 14. März 1972 unter bis heute nie geklärten Umständen durch eine Explosion an einem Hochspannungsmast in Segrate bei Mailand.
Venedig zu allen Jahreszeiten
Das umtriebige Universalgenie Goethe weilte im Jahre 1786 im legendären Luxushotel Danieli, am Rande der Lagune gelegen. Hier formulierte er den tiefgründigen Satz: „Venedig ist eine Stadt, die man nur mit sich selbst vergleichen kann“. In der Tat hat im Laufe der Geschichte wohl kaum eine Stadt (ausgenommen allenfalls Rom) die Menschen in einer so vielfältigen und intensiven Weise beschäftigt wie Venedig, dessen Anziehungskraft bis zur Gegenwart ungebrochen ist. Venedig ist ein schwer erfassbares Wunder und von solchen Wundern gibt es auf dieser Welt nicht mehr sehr viele, in Form einer Stadt wohl gar nicht.
Auch im Nachklang zu der Venetien-Fahrt der DIG Kassel im Frühjahr diesen Jahres wollen wir die Stimmung und Mystik dieser so besonderen Stadt zu allen Jahreszeiten noch einmal erleben. Wir begeben uns zu bekannten wie unbekannten Örtlichkeiten und Schauplätzen von Venedig und atmen deren magische Atmosphäre zu allen Jahreszeiten.
Im Anschluss an den gut einstündigen Vortrag besteht die Möglichkeit, die aktuelle Ausstellung in der d:gallery „Auf der Suche in der Zeit“ bei einem Glas Mineralwasser oder Wein zu betrachten.
Das Ende der Mafia - ein Traum, der leider nie wahr werden konnte
Das Bundeskriminalamt geht davon aus, dass allein in Deutschland über 800 Mitglieder der italienischen Mafia leben. Der italienische Staatsanwalt Nicola Gratteri geht sogar von einer deutlich höheren Anzahl aus (etwa das 10-fache!). Verdiente sie früher ihr Geld hauptsächlich mit Geldwäsche, Drogen und Schutzgelderpressung, hat sie ihr Geschäftsfeld längst sehr erfolgreich erweitert: Große Immobilienprojekte, Flüchtlingsunterkünfte, Windparks. Sie soll dadurch mit 53 Milliarden Euro einen fast doppelt so hohen Jahresumsatz wie die Deutsche Bank erzielen. Doch wie konnte es dazu kommen? Sind wir in Deutschland gegen das organisierte Verbrechen überhaupt gewappnet?
Dr. Alessandro Bellardita, Strafrichter und Autor, wird darlegen, welche Lehren wir aus den jahrzehntelangen Erfahrungen italienischer Sonderermittler - wie Giovanni Falcone und Paolo Borsellino - im Kampf gegen die Cosa Nostra ziehen. Gleichzeitig wird er die herausragende Bedeutung der Ermittlungen von Giovanni Falcone, der an das Ende der Mafia geglaubt hat, und seine berühmte "Falcone-Methode" darstellen.
Der Referent wird uns darüber hinaus mit der Philosophie von Giovanni Falcone vertraut machen. Denn bereits
Jahre vor seiner Ermordung - in einem der blutigsten Attentate der italienischen Geschichte am 23. Mai 1992 - wusste Falcone, dass die Cosa Nostra sich früher oder später wegen seines enormen Einsatzes als Ermittlungsrichter rächen würde. Und dennoch war er der Meinung, dass ein Richter seine Pflicht erfüllen müsse, "koste es, was es wolle, denn darin" - so Falcone - "sei die Essenz der menschlichen Würde" zu sehen. Im Vortrag wird es daher auch um Falcones perönliche Einstellung zur Würde und zur Freiheit gehen.
Brescia, italienische Kulturhauptstadt 2023 und die Nuancen des Weins und der Geschmäcker aus dem Oltrepò Pavese
Brescia ist gallischen Ursprungs und wurde vor über 2300 Jahren gegründet. Die Stadt wurde römische Kolonie, dann wichtige langobardische Stadt, später Hochburg der Visconti und auch stolzer Besitz der Seerepublik Venedig. Aufgrund ihres heroischen 10-Tage-Widerstands gegen die österreichischen Herrscher während des italienischen Risorgimento gab man ihr den Beinamen “Löwin Italiens”. Im Jahre 2011 wurden das archäologische Großareal des römischen Forums – wo man die meisten und besterhaltenen Reste öffentlicher römischer Gebäude Norditaliens findet – und der langobardischeKlosterkomplex von San Salvatore und Santa Giulia UNESCO-Weltkulturerbe.
Dr. Ivana Nolli-Meyer ist in Mailand geboren und aufgewachsen und lebt seit 1981 in Heidelberg. 30 Jahre lang war sie am Zentralen Sprachlabor der Universität Heidelberg als Italienischdozentin und Mitkoordinatorin der italienischen Abteilgung tätig. Seit 2022 ist sie Vizepräsidentin der Dante-Alighieri-Gesellschaft Heidelberg.
Das Istituto Santachiara O.D.P.F., Hotelfachschule aus Stradella, und das Weinkonsortium Oltrepò Pavese stellen Aromen und Farben des Oltrepò vor: ein Gebiet mit einer mehr als zweitausendjährigen Geschichte, das einen fröhlichen Spaziergang auf der Suche nach gutem Wein, gutem Essen und seiner edlen und reichen Geschichte verdient – da, wo Weinberge seit jeher Teil der Landschaft sind. Die angebotene Verkostung will eine sinnliche Erfahrung des Zusammentreffens von Essen und Wein sein, die Lust darauf macht, das wunderbare Land, das so viel Gutes hervorbringt, zu entdecken.
Ennio Morricone – Der größte Filmmusik-Komponist des 20. Jahrhunderts?
Es existiert fast keine deutschsprachige Literatur zu Ennio Morricone, schon gar keine umfassende Biographie. Vielleicht auch deshalb stößt man in der medialen Berichterstattung über den Maestro immer wieder auf die gleichen Stereotype, die ihn im Wesentlichen als Verfasser von Western-Filmmusik darstellen.
War die Recherche etwas tiefgehender, werden dann vielleicht noch Morricones Kompositionen für Giuseppe Tornatores „Cinema Paradiso“, Sergio Leones „Es war einmal in Amerika“, Roland Joffés „The Mission“ oder vielleicht auch noch Brian de Palmas „Die Unbestechlichen“ erwähnt. Über seine beiden Oscars erfährt man in der Regel ebenfalls noch etwas – das war es dann aber auch.
Dass diese Reduzierung auf einige wenige Outputs dem über siebzigjährigen Wirken des Maestros nicht gerecht wird, versteht sich fast von selbst. Auch in der für einen Vortrag zur Verfügung stehenden Zeit ist es nicht möglich, alle Facetten seines Schaffens zu beleuchten – nicht umsonst dauert Giuseppe Tornatores im vergangenen Jahr erschienene Dokumentation „Ennio Morricone – Der Maestro“ zweieinhalb Stunden. Aber vielleicht öffnet der Vortrag das ein oder andere Fenster, das eine neue Sichtweise auf den wohl größten Filmmusik-Komponisten aller Zeiten erlaubt und Anregungen gibt, sich intensiver mit der Person und seinem Werk auseinanderzusetzen.
Arndt Hermening ist Gymnasiallehrer für Biologie und Erdkunde. Er hat als Autor Schulbuchmaterialien und Reiseartikel verfasst. Seit etwa 4 Jahren beschäftigt er sich intensiv mit dem umfangreichen Werk Ennio Morricones.
Der „umweltbewusste“ Italo Calvino. Zur Nachhaltigkeit in der Literatur
In Zusammenarbeit mit dem Italienischen Generalkonsulat. Veranstaltung im Rahmen der 23. Settimana della Lingua italiana nel mondo – Weltweiten Woche der italienischen Sprache.